Dummer Tod
Der Fall Marc Aurel
Rosemarie Schmitt
Baobab Éditions Crime.lu
Luxemburg-Krimi
In der luxemburgischen Stadt Grevenmacher lebt Jean-Marie, ein ehemaliger Philosophiestudent, nach dem Leitsatz Marc Aurels: Nur was in unserer Kontrolle liegt, verdient Aufmerksamkeit. Doch als mehrere Menschen ermordet werden – arm, bildungsfern, gesellschaftlich abgehängt – gerät seine Welt ins Wanken.
Der Mörder, der sich mit Jean-Marie in Verbindung setzt, beruft sich ebenfalls auf den Stoizismus – allerdings in radikaler Auslegung: Nur durch die Eliminierung der Unwissenden könne Fortschritt gelingen.
Ein Roman über die dunklen Seiten philosophischer Überzeugungen, moralische Grenzgänge und die Frage, wie viel Kontrolle wir wirklich haben. Für Leserinnen und Leser, die das Denken suchen, jenseits des Gewöhnlichen.

© Foto: Walter Pobaschnig
Rosemarie Schmitt
Rosemarie Schmitt wurde in Trier geboren. Ihren ersten journalistischen Artikel schrieb die ehemalige Kommunale Vollzugs- und Vollstreckungsbeamtin für eine luxemburgische Zeitung. Später arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für eine deutsche Tageszeitung. Viele ihrer Kurzgeschichten wurden veröffentlicht und ausgezeichnet.
Sie verfasste literarische Blog-Beiträge für ZEIT-online und war 10 Jahre als Kolumnistin für kultur-online.net tätig. Rosemarie Schmitt organisierte die 1. Literaturtage in Wittlich. Als Dozentin unterrichtet die Autorin Jugendliche in Literarischem Schreiben. 2024 gewann sie den begehrten SpaceNet-Award in der Kategorie Fotografie.Durch die Begegnung mit Crime.lu bei den Walfer Bicherdeeg entdeckte Rosemarie Schmitt ihre „kriminelle“ Leidenschaft.Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Rosemarie Schmitt
Wo schreibst du am liebsten?
Zuhause und allein an meinem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffee, umgeben von meinen 1500 Büchern und zig Schallplatten. Im Hintergrund läuft immer Musik. Meist Klassik oder Jazz.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
Ich muss gestehen: Ich habe bisher nicht viele Krimis gelesen. Einer der ersten, der mich sehr fesselte und faszinierte war: Angstspiele von Jonathan Nasaw.
Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?
Ich vermag viele zu mögen - weil mir Neid und Konkurrenz-Denken fremd sind. Dieses Gen fehlt mir.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Weil ich meine Konkurrenten kennen lernen möchte. Nein! Natürlich nicht! Jetzt ernsthaft: Weil ich den Austausch unter Kollegen sehr schätze und noch vieles lernen möchte. Das Leben ist zu kurz, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Im Team kann man so viel erreichen und das SYNDIKAT-Team ist einfach unglaublich sympathisch.
Dein Lieblingswort?
obschon.
Dein Sehnsuchtsort?
Wien.
Dein Lieblingsgetränk?
Kaffee.
Dein Lieblingsmord?
Der, den man mir nicht zutraut.
Wo findest du Ruhe?
In der Musik.
Was regt dich auf?
Alles, wenn ich keine „menschenfreie Zeit“ und keine Gelegenheit habe zu schreiben. Ich liebe und brauche das Alleinsein und das Schreiben.
Deine persönlich meist gehasste Frage?
Wie viel Autobiografisches steckt in Ihrem Buch?
Rezension
Walter Pobaschnig, Journalist aus Wien, schreibt über DAS GIFT DER STILLE:Rosemarie Schmitt, renommierte und vielseitige Schriftstellerin, Künstlerin, legt mit „Das Gift der Stille“ einen Krimi vor, der alle Ingredienzien bester Krimi-Küche in sich trägt und virtuos entfaltet – Spannung, Neugier, Überraschung, die von den ersten Zeilen an funktionieren und auf eine abgründige Reise in ein Idyll mitnehmen, das in furioser Konzeption hintergründig explodiert. Hervorzuheben ist auch der Sprachstil, der direkt und rasant filmgleich in großer Bild- und Szenenkraft einzigartig packend ist.
Den kompletten Artikel lesen Sie hier: Das Gift der Stille. Ein Krimiroman von Rosemarie Schmitt. Verlag crime.lu. | Literatur outdoors – Worte sind Wege
Leseprobe
War es die richtige Entscheidung gewesen, sich nicht weiter dem Studium der Philosophie zu widmen und stattdessen »nur« Übersetzungen zu machen? Wer Medizin studiert, kann Arzt werden. Wer Architektur studiert, kann Architekt werden. Wer Philosophie studiert kann…?
(…) Jean-Marie verfügte nun über jene Fähigkeit, aber wissen… Was wusste er schon? Was heißt schon Wissen? Wem nutzt die Anhäufung von Wissen? Ist man ein besserer Mensch, je mehr man weiß? Gibt es nicht genügend Beispiele für ungebildete, indes wertvolle und liebenswerte Menschen?
Jean-Marie musste an seine Mutter denken. Sie hatte in ihrem Leben nicht viel Wissen angehäuft. Jedenfalls nicht aus Schul- oder Lehrbüchern. Was sie wusste, wusste sie instinktiv, oder das Leben hatte sie es gelehrt. Sie war ein wundervoller, wertvoller Mensch. Und sie war klug. Für die abendländische Philosophie war Klugheit die bedeutsamste der Tugenden.
Jean-Marie hatte plötzlich das Bedürfnis seine Mutter zu sehen. Er ließ den Cursor ermahnend vor sich hin blinken, stellte die noch halbvolle Kaffeetasse ab, klappte den Laptop zu, zog sich eine Jacke über und machte sich auf den Weg.
(…)
»Hast du in letzter Zeit mal mit Odette gesprochen«, fragte Arlette, während sie Madeleines auf einem Teller verteilte.
»Hmm… Ich glaube, das war so etwa vor zwei Wochen. Weshalb fragst du? Gibt es etwas, was ich wissen müsste?«
»Na ja, Jean-Marie, was muss man schon wissen! Aber man interessiert sich doch für die Menschen, die man kennt. Besonders, wenn man mit ihnen verwandt ist.«
Noch bevor ihr Sohn widersprechen konnte, sprach Arlette weiter: »Auf jeden Fall hat Odette eine Ausbildung begonnen. Sie wird jetzt Bestatterin. Also, ich find’s gut. Vor Arbeitslosigkeit muss sie da keine Angst haben. Gestorben wird schließlich immer.«
»Wo? Hier in Grevenmacher?«, fragte Jean-Marie.
»Ja sicher. Wieso sollte in Grevenmacher nicht gestorben werden?« Arlette schüttelte verständnislos den Kopf.
»Schon klar, Mutter, aber ich meinte, ob Odette die Ausbildung bei dem Bestattungsunternehmen hier in Grevenmacher macht.«
»Ja. Nach dem Praktikum war ihr klar, dass sie das unbedingt machen möchte. Wundert mich, weil Odette doch so gerne redet. Na ja, die hören ihr auf jeden Fall zu, ohne sie zu unterbrechen. Die Toten würden manchmal mehr erzählen als die Lebenden, hat Odette gesagt, vor allem aber, würden sie nicht lügen.«
»Ja, sie erzählte mir von dem Praktikum. Na, dann... Lang‘ lebe der Tod!«
»Ach Jean-Marie, je älter ich werde, desto öfter denke ich über den Tod nach.«
»Hast du Angst davor?«
»Angst? Nein, Jean-Marie, es gibt nicht mehr vieles, was mir Angst macht. Manchmal fürchte ich mich, ja. Zum Fürchten gibt es reale Gründe, Angst ist mir zu diffus.«
Das SYNDIKATS-Gewinnspiel
Bitte beantwortet folgende Frage: In welchem Land liegt das Städtchen Grevenmacher?
- Deutschland
- Österreich
- Luxemburg
Unter allen korrekten Einsendungen wird verlost:
Ein Exemplar von DUMMER TOD – Der Fall Marc Aurel – und zusätzlich ein Titel der Wahl aus den bisherigen Veröffentlichungen der Autorin (Herr Jonathan / Ruhet sanft, gefälligst! / Vivace / Das Gift der Stille). Hier geht’s zur Auswahl: Die Bücher - Autorin Rosemarie Schmitt
Sendet eure Antwort bitte bis zum 13.11.2025 an: E-Mail - Autorin Rosemarie Schmitt
