Mörderjagd entlang der Ruhr

Ruhrkrimi-Verlag


ISBN 978-3-9478-4880-5

Was steckt dahinter, wenn ein Profikiller einen Studenten umbringt und seine Leiche vor dem Haus ablegt, in dem seine Eltern wohnen? Oberkommissarin Thea Terschüren ist von Anfang an klar, dass das Motiv für den Mord nicht in der Person des Opfers begründet liegen kann.

Ein paar Tage tappt sie im Dunkeln – dann kommt Licht in die Hintergründe der Tat. Gemeinsam im Team stechen die Kripobeamten eine Blase an, die weit über den Mord hinausgeht, und in einer Mörderjagd entlang der Ruhr gipfelt …

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Klaus Heimann

Wo schreibst du am liebsten?

In meinem »Dichter-Stübchen«, einem ausgebauten Studio unter dem Dach.

Dein Lieblingswort?

Bomben-Granaten-Element-Potzblitz-Donnerwetter-Sapperment-nochmal!

(Bill Bo und seine Bande, gesehen als Kind in der Augsburger Puppenkiste)         

Dein Sehnsuchtsort?

Kein bestimmter, aber er liegt ganz gewiss in Skandinavien.      

Wo findest du Ruhe?

In einem Mökki an einem finnischen See.

Wo Aufregung?

Habe ich außer in Büchern nicht so gerne …       

 Deine persönlich meist gehasste Frage?

Ihr Schreibstil entspricht am ehesten dem von AutorIn?

Deine größte Schwäche?

Kalorien – flüssig und fest.

Deine Lieblings-Ausrede?

Ihr kennt mich doch.     

Rezension

»Klaus Heimann reist gerne - im wahren Leben und literarisch. Dennoch ist der Essener Krimiautor stets ein bodenständiger Ruhrgebietler. Kein Wunder also, dass in seinen Romanen eine Menge Lokalkolorit steckt.«
Petra Treiber, WAZ vom 27. Oktober 2020

Leseprobe

Sie beschlossen, gleich von zu Hause aus zur Industriebrache zu fahren, um den Obdachlosen aufzusuchen. Diesmal lenkte Erich den BMW über die Holperpiste bis direkt vors Hallentor. Sie kletterten durch die zerbrochene Scheibe und stiegen die Treppe hoch. Erich klopfte an.

Eine mürrische Stimme rief: »Herein!«

Als sie eintraten, sahen sie, dass Socke sich mit einer Eisenstange bewaffnet hatte, die er quer vor den Körper hielt. Erst, als Möhrchen aus Erichs Schatten trat, ließ er die Waffe sinken.

»Was wollt ihr beiden Hübschen denn hier?« Die Stimme des Berbers klang wie der Rost auf dem betagten Maschinepark in der Halle.

»Wir kommen von der Kripo. Guten Tag, Herr …?«, sprach ihn Erich an.

Socke zeigte kein Erschrecken. Den Umgang mit Polizisten war er als Obdachloser wahrscheinlich gewohnt. Begründet oder unbegründet.

»Sagt erst, was ihr wollt.«

»Sie um Ihre Hilfe bitten«, antwortete Möhrchen im Plauderton.

»Mich? Ha!« Sein Lachen glich dem Zuknallen einer Tür.

»Ja, Sie.«

»Was springt für mich dabei raus?«

Erich verstand, dass eine kleine Zuwendung Tore öffnen würde. Er griff in die Hosentasche und zauberte einen Zehner hervor. »Das ist nicht für die Auskunft. Das ist für jemanden, der Geld gut gebrauchen kann.«

Blitzartig griff der Berber zu. Der Geldschein verschwand in der Brusttasche seiner verschossenen Latzhose. »Mach hinne, Langer. Worum geht es?«

An Erichs statt stellte Möhrchen die Fragen: »Sie sind doch häufig hier auf dem Gelände, Herr …?«

»Nennt mich Socke. Das tun alle. Ist ja keine Personenüberprüfung, richtig?«

Möhrchen sah ein, dass sie als vertrauensbildende Maßnahme auf seine Bedingungen eingehen sollten. »Das ist richtig, Socke. Also?«

»Klar bin ich häufig hier. Ich lebe hier.«

»Da kriegen Sie doch sicher alles mit, was hier so passiert?«

»Zum Beispiel?«

»Wenn sich jemand auf dem Gelände herumtreibt.«

»Zur Sache, Mädchen. Ich habe wenig Zeit. Muss die hier noch umtauschen.« Er zeigte auf seine Sammlung leerer Flaschen.

»Da vorne ist ein Schuppen, in dem letzte Woche jemand gehaust hat. Haben Sie davon etwas bemerkt?«

»Der jetzt versiegelt ist von der Bullerei?«

»Genau der.«

»Richtig, da ist jemand untergekrochen. Ist das alles?«

»Einer oder mehrere?«

»Hab nur einen gesehen.«

»Wie sah der aus?«

»Normal. Okay, Vollbart hat er getragen.«

»Haarfarbe?«

»Dunkelbraun oder schwarz.«

»Eher groß, eher klein?«

»Mittel.«

»Sein Auto haben Sie auch gesehen?«

»Schwarzer VW. Fragen Sie mich aber nicht nach Modell oder Nummer. Autos sind nicht mein Spezialgebiet.«

»Hat Sie der Mann auch gesehen?«

Der Berber lachte. Dabei tauchten aus seinem verfilzten Vollbart in Mundgegend Zahnstummel auf, ein lebendes Denkmal für den Bergbau im Ruhrgebiet: Schwarz und abgebaut.

»Socke sieht man hier nicht!«