\"Monsieur Acheseau und der Mord im Sauerland-Express\"

Ruhrkrimi-Verlag

mit Roman-Outtakes

ISBN 978-3-9478-4838-6
1.. Auflage

11,– € [D], SFr. 0,– [CH], 0,– € [A]

Anlässlich der Einweihung des ZugCafés im Sauerland-Express (RE 17) auf der Strecke von Warburg nach Hagen hat sich eine Gruppe illustrer Passagiere eingefunden. Als Sèrecule Acheseau, der berühmte Detektiv, durch einen Schrei geweckt wird, ist ihm sofort klar, was passiert sein muss: ein Mord - bestialisch vollzogen durch eine Vielzahl von Messerstichen. Nur... von einer Leiche fehlt jede Spur. Zusammen mit Monsieur Trouc (einem Bahn-Offiziellen) und Dr. Wilhelm Piepenbrink (ehemaliger Tierarzt, jetzt Flaschensammler) macht sich der Franzose, der auch schon den "Tod auf der Ruhr" aufgeklärt haben will, an die Lösung des Falls.

Das dazugehörige Theaterstück findet man unter:

"Mord im Sauerland-Express (RE 17)"

Fragen der SYNDIKAT-Redaktion an Wolfgang J. Gerlach

Wo schreibst du am liebsten?

Ich schreibe bei jeder Gelegenheit, am Schreibtisch, unterwegs, einfach überall…          

Welches ist dein Lieblingskrimi?

Agatha Christie, „Mord im Orient-Express“          

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Klaus Heimann / Gisa Pauly

Warum bist du im SYNDIKAT?

Antwort: zum Austausch mit Gleichgesinnten       

Dein Lieblingswort?

 „Ach so“ (aber französisch ausgesprochen: „Acheseau")

Dein Sehnsuchtsort?

Das Emsland            

Wo findest du Ruhe?

Eben dort   

Wo Aufregung?

Aufregung kann ich gar nicht ab.

Fahrplanmäßig?

»Ach so!«

Es klang sehr französisch, aber die übrigen Reisenden

auf dem Bahnsteig in Marsberg standen zu

weit entfernt, als dass sie das hätten hören können.

Außerdem unterhielten die beiden Frauen sich sehr

angeregt. Bei den drei Männern hingegen redete nur

einer, der mit der Sechziger-Jahre Hornbrille.

Auch bis zu dem auf der anderen Seite leicht abseits

von ihnen rastlos auf und ab schreitenden Kirchenmann

drang das nicht durch. Die wenigen übrigen

Wartenden waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

»Ach so!«

Bedächtig fuhr der kleine Finger der rechten Hand

über die Liste der Einträge hinter der welligen Kunststofffolie.

Die winzigen Regentropfen, die er dabei zu

schmalen Rinnsalen zusammenschob, trickelten hinter

den unteren Rand des angerosteten Fahrplanrahmens.

»Alors... Um 21 Uhr 38 losgefahren... Dann ist er um

eine Minute vor zehn hier. Bis Brilon Wald braucht der

Zug einundzwanzig Minuten.« Ein kurzer Blick auf

die goldene Armbanduhr reichte nicht aus. »Und nach

weiteren acht Minuten kommen wir in Olsberg an. Bis

Hagen sind es insgesamt zwei Stunden und vier

Minuten. Gar nicht mal so petit, ce Sauerland.« Akribisch

wischte der mittelgroße Fremde das Regenwasser

vom Sichtglas seiner Patek Philippe-Sonderimitation.

Zwecklos. Dass ihm das Wasser über die

gelackten Haare in den Trenchcoatkragen rann, schien

ihn hingegen weniger zu irritieren. Denn Hauptsache,

der Schnurrbart blieb in Form.

Die Sonne war dabei, sich zur Ruhe zu begeben; die

Dämmerung hatte eingesetzt. Doch die dichte Wolkendecke

verheimlichte all dies fast vollständig. Trotz des

stärker werdenden Niederschlags flanierte derweil ein

seriös gekleideter Mittsechziger mit einer gelben Plastiktüte

das von einigem Unkraut durchsetzte Betonpflaster

des schmalen Bahnsteigs entlang und kontrollierte

minutiös, erkennbar gut gelaunt, die schäbigen

Mülleimer auf 8-, 15,- oder 25 Cent-Fundstücke aus

braunem Glas, PET oder Weißblech.

»Ich hätte ja gerne noch ein paar Tage länger hier

Urlaub gemacht.« Er verstaute das Handy wieder in

der linken Hosentasche. »Diese Textnachricht

indessen...« Gedankenverloren zwirbelte er nacheinander

die nach unten gebogenen Enden seines

gelb-blonden Walross-Schnäuzers. Die gerade

angesprungene Bahnsteig-Beleuchtung nahm davon

keine Notiz.

Sein Gesprächspartner lächelte und schaute seinerseits

auf die Uhr.

»Ich bezweifle, das wir hier in Marsberg pünktlich

abfahren werden, mon vieux.«

»Ich habe immer gedacht, Reisende soll man nicht

auffalten.« Er hatte das mit dem aspirierten »H« der

französischen Sprache schon in der Grundschule nicht

verstanden.