Napoli am Ostseestrand
Kriminalroman
Leo Hansen
Ellert & Richter
Damit wird aus der Reise von Jessie und Diego eine abenteuerliche Flucht entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, bei der sie immer wieder in gefährliche Situationen und skurrile Verwicklungen geraten. Als Schmitz erfährt, dass Jessie und Diego in Gefahr sind, eilt er ihnen mit Silvio, einem neapolitanischen Pizzabäcker, zu Hilfe, denn er ahnt, dass im Hintergrund ein alter Bekannter die Fäden zieht.

© Foto: Ines Müller-Hansen
Leo Hansen
Leo Hansen, Jahrgang 1954, studierte Pädagogik, Psychologie und Soziologie an der Uni Hamburg. Er arbeitete 15 Jahre bei den Landesmedienanstalten in Hamburg und Thüringen und war verantwortlich für den nicht-kommerziellen Rundfunk und das lokale Fernsehen. Anschließend war er in Münster und Karlsruhe als Lehrer am Berufskolleg tätig und unterrichtete Medienpädagogik, Psychologie/Pädagogik und Politik. Er veröffentlichte zahlreiche medienpädagogische Fachartikel. Heute lebt er mit seiner Frau in Hamburg. Er hat drei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder.
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Leo Hansen
Wo schreibst du am liebsten?
In meinem Arbeitszimmer.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
Fünf Winter von James Kestrel.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Austausch mit vielen tollen und spannenden KollegInnen.
Dein Lieblingswort?
Entspannung.
Dein Sehnsuchtsort?
Am Meer.
Dein Lieblingsgetränk?
Trockener Rotwein.
Dein Lieblingsmord?
Giftspritze.
Wo findest du Ruhe?
Beim Spazierengehen.
Wo Aufregung?
Im Kino.
Deine persönlich meist gehasste Frage?
Hast du Zeit?
Leseprobe
Er war etwa dreißig Meter vom Haus entfernt, als ein Sprengsatz explodierte. Er warf sich auf den Boden. Als er den Kopf hob, sah er, dass das Haus Feuer gefangen hatte. »Nein«, schrie er auf, »nein, nein, nein. Ihr Bestien!« Er rannte los. Die Flammen schlugen schon aus den Fenstern, bald würden sie den Dachstuhl erreichen. Er musste ins Haus bevor alles zusammenbrach. Die Haustür war schon aus den Angeln gebrochen. Er rannte hinein, versuchte den Flammen auszuweichen, da wo es nicht ging, sprang er hindurch. Von dem Mädchen sah er nichts. Er hörte auch keine Schreie. Seine Jacke hatte er ausgezogen und hielt sie sich vor den Mund, um weniger Rauch einzuatmen. Stattdessen fing sie Feuer, er warf sie beiseite, spürte die Schmerzen im Gesicht und schlug das Feuer in seinem Haaren mit den Händen aus. Er rannte keuchend in den zweiten Raum, auch hier war niemand zu sehen. Der Rauch wurde immer schlimmer, erste Flammen schlugen herein. Wenn er überleben wollte, musste er jetzt aus dem Haus. Doch der Rückweg war abgeschnitten, es brannte lichterloh. Die zwei Fenster in diesem Raum waren klein, da passte er nicht durch. Er saß in der Falle. Deprimiert irrte er im Raum umher, bis er stolperte. Mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten. Als er deinen Blick auf den Boden richtete, sah er erst einen Eisenring, dann eine Bodenplatte. Er wusste, dass er sich gleich die Hände verbrennen würde. Was war die Alternative? Um den Schmerz zu lindern, zog er sein Hemd aus, wickelte den Stoff um die rechte Hand, zog am Eisenring und konnte mit letzter Kraft die Platte anheben. Er sah schemenhaft eine steile Treppe. Er stieg sie rückwärts hinunter bevor die Flammen nun auch vollständig von zweiten Raum Besitz ergriffen. Die letzten Stufen fiel er, verhedderte sich dabei in ein Seil, was dazu führte, dass sekundenspäter die Eisenplatte zuknallte. Er hatte gerade eine Glückssträhne. Es war dunkel, es roch modrig, aber er genoss die feuchte Kühle. Die Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, er konnte er Umrisse erkennen. Es war kein Keller, sondern ein Tunnel. Er stieß innerlich ein Stoßgebet aus. Dank dem, der ihn angelegt hatte. Das tiefe Ausatmen, dass das Gebet begleitete, bereitete ihm höllische Schmerzen wie auch die Brandwunden, Abschürfungen und der umgeknickte Fuß, den er sich beim Sturz von der Treppe zugezogen hatte. Er musste seine letzte Willenskraft aufwenden und kroch langsam Meter um Meter aus dem Tunnel. Er wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, um das Ende des Tunnels zu erreichen. Er kam ins Freie, roch den Rauch des Feuers, hörte Wassergeplätscher, aber auch ein Baby schreien.
»Ich fantasiere«, murmelte er.
»Nein, tust du nicht.«
Er starrte das Mädchen an, das er gesucht hatte. Sie hatte ein Baby im Arm. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
