Natalies Traum
Ein Marie-Marler-Justizkrimi
Peter Märkert
BoD – Books on Demand
Taschenbuch
Natalie Neumann
Ihr Vater ist tot, sein älterer Freund nutzt die Situation der vierzehnjährigen Natalie für sich aus. Mit zwei Freundinnen beschließt sie, ihn zu berauben. Es eskaliert. Bei der Flucht über den Balkon verlieren die Jugendlichen ein Smartphone. Vor der Festnahme packt Natalie einen Koffer mit wichtigen Sachen, den sie ihrer Mutter zur Aufbewahrung hinterlässt. Was befindet sich in dem verschlossenen Koffer? Diese Frage stellt sich Bewährungshelferin Marie Marler nach dem Besuch ihrer neuen Klientin in der JVA Köln.
Peter Märkert
Jahrgang 1955, lebt und arbeitet in Bochum. Nach dem Abitur Studium in Informatik und Sozialarbeit. Tätigkeiten als Taxifahrer, Techniker, Sozialarbeiter im Justizvollzug, Bewährungshelfer und Autor. Neben Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften als Roman erschienen: „Lauter“, Conte-Verlag, Juli 2006; „Jeder Einzelne“, Brockmeyer Verlag, Mai 2010; "Schweigen ist Tod", September 2012, Brockmeyer Verlag, "Unter die Räder gekommen", November 2015, Brockmeyer Verlag, "Janina tot", 2018, Tolino, BoD, Amazon. Nach der Aufgabe des Brockmeyer Verlages Neuauflagen der Justizkrimis bei Tolino, BoD und Amazon. Im September 2021 dann "Vorbelastet" und im November 2023 "Natalies Traum", die neuen Justizkrimis der Marie Marler Reihe.
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Peter Märkert
Wo schreibst du am liebsten?
Am Küchentisch.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
„Die Schweigende“, Ellen Sandberg.
Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?
So viele, kann mich nicht entscheiden.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Austausch mit Kolleginnen, Kollegen.
Dein Lieblingswort?
Bücher.
Dein Sehnsuchtsort?
Petersburg.
Dein Lieblingsgetränk?
Milchkaffee.
Wo findest du Ruhe?
Beim Lesen und Schreiben und im Wald.
Wo Aufregung?
Im Theater und bei Konzerten.
Deine persönlich meist gehasste Frage?
Nach Verkaufszahlen.
Leseprobe
»Was habt ihr gemacht?«, fragt Natalie. »Warum habt ihr mir die Tür zugehalten?«
»Panik!«, sagt Lara, »dass er uns bemerkt. Deswegen sind wir nicht reingekommen. Ein Scheißplan!«
»Jetzt ist er tot. Das habt ihr davon. Er ist tot!«
Kreidebleich stehen sie vor dem Toten in der Küche. Natalie kann es selbst nicht begreifen. Es ist sinnlos, den Freundinnen die Schuld zu geben. Das Schwein ist tot. Es gibt kein Zurück. Das musste so kommen, sie hat es die ganze Zeit geahnt. Entweder er oder sie. »Lasst uns verschwinden, bevor jemand kommt.« Sie wendet sich zur Tür. Die beiden anderen berappeln sich.
»Erst holen wir das Geld«, sagt Caro. »Was meint ihr? Sonst war alles umsonst.«
Lara stimmt sofort zu.
Natalie gibt schließlich nach. Zuerst den Koffer öffnen und nachsehen, ob das Geld zur Flucht reicht. Sie führt die anderen zum Schreibtisch und hält einen Moment inne, bis sie den Geldkoffer aus dem Fach nimmt. Sie durchwühlt die Erde der Palme nach dem Schlüssel.
Nichts. Sie schwitzt am ganzen Körper und sieht an sich herunter. Sie ist halbnackt. Er hatte ihr die Jeans ausgezogen, bevor es passiert ist. »Seht in den anderen Pflanzen nach«, sagt sie. In der Küche zieht sie sich an.
»Sonst nehmen wir den Koffer mit«, tönt es aus dem Schlafzimmer. »Wir werden ihn schon aufkriegen.«
Ein Schlüsselbund ragt aus der Hosentasche des Toten. Natalie überwindet sich und zieht daran. Er ist an dem Gürtel befestigt. Sie hat den Eindruck, Josef blinzelt ihr zu. Sie spürt ein Frösteln am ganzen Körper, läuft zur Garderobe im Flur, holt den Rucksack und nimmt die Makarow heraus. Sie ist versucht, sie zu entsichern und auf ihn zu schießen.
Er ist tot! Er kann ihr nicht zublinzeln. Es sind ihre überreizten Nerven. Sie steckt die Schusswaffe zurück, bevor die Freundinnen sie sehen. Weiter, nicht aufgeben. Es kann nur der gezackte Schlüssel an dem Bund sein. Sie schafft es, ihn herauszulösen.
Es schellt an der Tür. Dreimal hintereinander. Lara und Caro kommen mit erstarrten Gesichtern und dreckigen Fingern in die Küche. Natalie legt den Zeigefinger auf den Mund. Sie schleicht ins Schlafzimmer und holt den Koffer. »Wir müssen sofort weg«, flüstert sie und spürt ihren Puls wie bei einem Hundertmeterlauf.