Rabenfraß
Kriminalroman
Liliane Skalecki
Gmeiner Verlag
Liliane Skalecki
Dr. phil. Seit 2001 lebt sie mit ihrer Familie in Bremen. Sie besitzt französische Wurzeln und lebt viele Wochen des Jahres in der Nähe von Nîmes, kennt Kultur, Land und Leute und das savoir-vivre Frankreichs. Sie veröffentlichte zahlreiche Fachartikel rund um die Pferdekultur, zur Kunst und Architektur, sowie Unternehmerdarstellungen und Chroniken. Zusammen mit Biggi Rist hat sie mehrere Kriminalromane geschrieben, die in Bremen und am Bodensee angesiedelt sind. Danach hat sie als Alleinautorin als Liliane Fontaine eine Reihe um die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt aus Nîmes begründet, die im Münchner Piper Verlag erscheint (Bd. 4 im Mai 2021). Unter dem Pseudonym Lili Andersen startet im März 2021 eine neue Reihe im Heyne Verlag (Randomhouse), die an der norddeutschen Küste spielt. Es ermittelt die Hobbydetektivin und Sterneköchin Louise Dumas.
Kritikerstimmen
Immer wieder erlebt der Leser praktisch hautnah mit, wie der Serienmörder seine Opfer umbringt. Die Krimiautorinnen Liliane Skalecki und Biggi Rist muten ihrem Bremer Ermittler in ihrem neuen Roman "Rabenfraß" viel zu.Weser-Kurier 10.02.16
Treu geblieben sind die Autorinnen ihrem Stil, die Fälle an historischen Begebenheiten zu orientieren.
Wümme-Zeitung 09.02.16
[...] nicht die Hexen-Legenden werden bedient. Stattdessen steht das Handwerk der Henker im Fokus.
Goslarsche Zeitung 16.01.2016
Drei Fragen an Biggi Rist und Liliane Skalecki
Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?"Verbrechen" ist doch ein dehnbarer Begriff. Schauen Sie sich doch mal um, welche "Verbrecher" ungestraft hier herum laufen dürfen: Banker, Politiker … Wenn man in solch einem Umfeld aufwächst, wird die Hemmschwelle, sich selbst dem Verbrechen zu widmen, denkbar gering.
Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Das messerscharfe Wort.
Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Hier halten wir es frei nach Loriot: Ein Leben ohne Verbrechen ist möglich, aber sinnlos. Und wer will schon ein sinnloses Leben führen.
Leseprobe
Als Bernhard Ries wieder aus seiner Ohnmacht erwachte, war es dämmrig geworden. Die Kopfschmerzen waren zu einem dumpfen Klopfen übergegangen, immer noch war er bewegungsunfähig. Jeder Atemzug folterte seine Lunge, der Druck auf den Brustkorb war unerträglich. Ries‘ Gehirn versuchte vergeblich, die grauenhafte Realität, die sich seinen Augen offenbarte, zu negieren.
In einer halb liegenden, halb sitzenden Position war er bis zum Hals eingegraben worden, er konnte die feuchte, kalte Erde riechen. Winzige Lebewesen krabbelten direkt vor seiner Nase. Entsetzen machte sich breit, füllte jede Zelle seines Körpers mit Panik. Todesangst. Lebendig begraben. Nur sein Kopf schaute heraus, kaum in der Lage, sich zu bewegen. In seinem Mund steckte ein Knebel, der Speichel, der sich sammelte, drohte ihn zu ersticken, weil das Schlucken kaum möglich war. Vergeblich versuchte er, das Tuch oder was immer es war, mit der Zunge herauszudrücken. Es ging nicht, offenbar hatte man ihm den Mund zugeklebt. Die Panik, zu ersticken, gewann die Oberhand, und nur mit beinahe unmenschlicher Kraft zwang sich Ries zur Ruhe. Selbst wenn er diesen verdammten Knebel loswerden würde, wer zum Teufel würde denn hier in dieser Einöde seine Hilferufe hören? Vermutlich würde er sowieso kaum schreien können, denn die tonnenschwere Erde auf seinem Brustkorb ließ ihm ja kaum genug Möglichkeit, zu atmen.
Nach einigen Minuten, in denen er seine Todesangst gewaltsam niederkämpfte, bewegte er mühsam seinen Kopf einige Zentimeter nach links. Was er sah, ließ die Panik erneut aufbranden wie eine fast erloschene Glut, die ein Sturm wieder entfachte, um eine Feuersbrunst zu schaffen. Ein weiteres Grab, direkt neben ihm. Nesrin! Sollte sie genauso grausam sterben wie er? Denn genau das würde er. Die Gewissheit seines nahenden Todes vor Augen, stellte er sich endlich diese Frage: warum? Er hatte doch niemandem etwas getan! Und Nesrin schon gar nicht! Wer war so sadistisch, dass er einem anderen so etwas Unmenschliches antat?