Wintermondnacht
Angermüllers 12. Fall
Ella Danz
Gmeiner-Verlag
Taschenbuch

Ella Danz
Ella Danz, gebürtige Oberfränkin, lebt seit ihrem Publizistikstudium in Berlin, wo sie lange Jahre beruflich in der Ökobranche engagiert war. Mittlerweile ist sie als freie Autorin tätig. Neben dem Krimischreiben gilt ihre Leidenschaft – sie gehört der weltweiten Slow Food Bewegung an - der Pflege einer nachhaltigen, genussvollen Esskultur. Diese wird in ihren Romanen denn auch ausgiebig zelebriert, und eine spannende Handlung mit kulinarischen Genüssen zu köstlichen Gourmet-Krimis verbunden – klassischen Whodunnits, deren Stil und Atmosphäre gern mit denen Agatha Christies verglichen werden.
„Osterfeuer“, ihr erster Krimi aus der Reihe mit dem Feinschmecker und Kommissar Georg Angermüller, erschien 2006 im Gmeiner Verlag, 2007 folgte „Steilufer“, 2008 "Nebelschleier". Und auch im aktuellen Band „Trugbilder“ (Juli 2021), Angermüllers 11. Fall, findet der interessierte Leser im Anhang die Rezepte aus der Geschichte zum Nachkochen.
Neben dem Syndikat ist Ella Danz auch Mitglied im Netzwerk der „Mörderischen Schwestern“.
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Ella Danz
Wo schreibst du am liebsten?
Mein Traum wäre ein Schreibtisch mit Blick aufs Meer, am liebsten auf einer Terrasse in der Toskana... Da das leider ein Traum bleiben wird, sitze ich halt weiterhin am Fenster in Schöneberg mit Blick auf meinen Balkon. Zumindest im Sommerhalbjahr ist das auch ganz schön, wenn ich auf Stockrosen, Tomaten und Oleander schauen kann. Dabei lässt sich prima zum Beispiel über Wintermondnächte schreiben.
Dein Lieblingsmord?
Also, angenehmer wäre es mir natürlich, es müsste gar niemand dran glauben… Aber dann würde Kriminalhauptkommissar Angermüller ja arbeitslos, weshalb ich mir für ihn stets neue böse Taten gegen Leib und Leben einfallen lasse. Und dann ist immer der Mord, den er gerade aufklären muss, mein Favorit – wenn ich das so sagen darf.
Und wo findest du Ruhe von den anstrengenden Verbrechen?
Ich entspanne am liebsten in einer Tafelrunde mit Freundinnen und Freunden, die ich bekoche und dann wird gequatscht, gegessen, getrunken, genossen – genauso wie das auch der Georg Angermüller so gerne macht.
Leseprobe
MONDNÄCHTE
Schlaflosigkeit bei Vollmond war kein Thema, genauso
wenig hatte der fette Mond mit Romantik zu tun. Nur
eine gewisse Unruhe machte sich jedes Mal breit, wenn
die Scheibe am Himmel zu ihrer vollen Größe wuchs.
Besonders im Winter und ganz besonders um Weihnach-
ten herum. Dann gelang im kalten Lichtschein die Ver-
drängung nicht mehr an jene Erinnerungen – Erinnerun-
gen, die auf eine Art wehtaten – nein, das traf es nicht. Sie
machten irgendwie Angst, die Erinnerungen, denn was,
wenn sie heute jemand ans Licht holen würde?
Dabei lag das alles schon so lange zurück, die Eises-
kälte, die Schneefelder, das helle Mondlicht. Und
trotzdem war der Blick darauf mit dem Wissen von
heute zuweilen schwer zu ertragen. Warum eigentlich?
Woher rührten diese Gefühlsverwirrungen, die inneren
Kämpfe? Weshalb diese Qualen? Was war schon pas-
siert? Sie waren doch alle noch jung gewesen, so ver-
dammt jung.
Außerdem war die Rückschau an manchen Stellen
ziemlich getrübt, was sicherlich den Unmengen von
Alkohol geschuldet war, der damals regelmäßig floss. Die
Bilder waren unscharf, natürlich auch wegen der Pillen
und anderer Substanzen, die irgendwie immer vorhan-
den waren. Zugegeben, sie hatten es zuweilen übertrie-
ben, aber nie hatte das Konsequenzen, niemand bekam
je Ärger deswegen.
Es hatte auch nie mehr jemand darüber gesprochen.
Aber jetzt war jemand tot. Vielleicht war das erst der
Anfang …