Engel der Themse
Ein viktorianischer Krimi
Christiane Dieckerhoff
Dann verschwindet der Sohn eines Lords, und diesmal wird die Polizei aktiv. Das vorlaute Küchenmädchen Emma gerät in Verdacht und muss fliehen. In den Straßen von London trifft sie Gladys. Keine traut der anderen. Doch als auch der zweite Sohn des Lords vermisst wird und die Polizei alle Schuld bei Emma sucht, müssen sie sich zusammenraufen. Nur gemeinsam können sie den Schatten besiegen und das Kind retten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
© Ilona Voss
Christiane Dieckerhoff
Christiane Dieckerhoff lebt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Als Christiane Dieckerhoff schreibt sie vorwiegend Spreewaldkrimis, als Anne Breckenridge historische Romane und als Nelly Fehrenbach dramatische Liebesromane. Vertreten wird sie durch die Kölner Agentur Molden. Mehr Informationen über aktuelle Bücher und Lesungstermine finden sich auf der Homepage der Autorin.
www.krimiane.de/
Empfehlung der Woche
Engel der Themse ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 24. Oktober 2016.Drei Fragen an Christiane Dieckerhoff
Wann begann Ihre kriminelle Laufbahn?Meine kriminelle Laufbahn begann, als ich das erste Mal auf dem Schulweg Äpfel klaute. Weil der Besitzer mich laut schimpfend verfolgte und ich nur mit knapper Not entkam, endete meine kriminelle Karriere sofort wieder.
Wie viele Verbrechen gehen auf Ihr Konto?
Also wir hätten da Mord und Totschlag, Erpressung, illegalen Waffengebrauch, Betrug, Apfeldiebstahl und noch einen Lippenstift, der sich im Drogeriemarkt in meine Hosentasche verlaufen hat. Wo sind die Handschellen?
Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Die günstige Gelegenheit.
Kritikerstimme
"Armut schlimmer als der Tod"London 1864 Engel der Themse liest sich faszinierend! Über Serienmörder schreiben Krimiautoren bekanntlich gerne, auch peppen viele bekannte Thriller-Lieferanten ihre Geschichten auf, indem sie sie in frühere Epochen verlegen.
So könnte der erste London-Krimi von Anne Breckenridge, der 1864 spielt, vom Reißbrett stammen, doch das Gegenteil ist der Fall. Engel der Themse ist feines Futter für Leseratten, weil die Autorin fessend schreibt und spannend erzählt, ihre Figuren Charakter haben und zu atmen scheinen. Engel der Themse erzählt die Geschichte zweier Gewschwister, die sich alleine durchschlagen müssen, Prügel, Hunger, Elendsquartiere, sexuelle Ausbeutung erleben Glads und ihr etwas jüngerer Bruder. Sie treffen auf Emma, die widerwillig als Küchenmädchen im Haus des Lords arbeitet. Die Intrige, in die Emma hineingezogen wird, hätte Chares Dickens bestimmt gefallen.
Engel der Themse ist in jeder Hinsicht überzeugend, Dass die Autorin schon von ihrem Verlag gebeten wurde, eine Fortsetzung zu schreiben, ist überaus erfreulich.
Kerstin Halstenbach, Stadtspiegel Ostvest Olfen vom 12. Oktober 2016
Leseprobe
London, November 1864
Die alte Frau kämpfte sich durch den Nebel. Der Wind zerrte an ihren Röcken und jeder Schritt schmerzte, als würden ihre Knochen mit einer stumpfen Klinge abgeschabt. Die Stimme kam aus dem Nichts. Einen Augenblick verschloss sich die Frau gegen die unwiderstehliche Süße. Sie wollte die Stimme nicht hören. Nicht heute. Sie wollte nur noch nach Hause, ihre klammen Röcke am Feuer trocknen und schlafen. Aber sie wusste, es gab kein Entkommen, wenn der Engel der Themse rief. Lauschend hielt sie inne, schaute sich um – vergeblich.
»Wo?«, murmelte sie und der Engel öffnete ihre altersmüden Augen.
Im flackernden Licht einer Öllaterne drängten sich zwei Kinder in einen der schmalen Durchgänge zwischen zwei Häusern. Der Junge warf in schnellem Rhythmus seine Schirmmütze in die Luft und fing sie wieder auf. Neben ihm hockte ein Mädchen. Sie war in eine Decke gehüllt, nur ihr herzförmiges Gesicht war zu sehen.
»Ich hab Hunger, hab ich.« Die Stimme des Jungen hallte durch die Gasse.
»Halt die Klappe!«, antwortete das Mädchen.
Ihre Stimme klang so müde, wie die Frau sich fühlte. Mitleid mit dem unbekannten Kind brannte sich wie ein Schürhaken in ihr Herz. Doch warum rief der Engel sie? Die beiden waren zu alt, sie konnte ihnen nicht helfen.
In diesem Moment streckte das Mädchen mit einem leisen Schmerzenslaut ein Bein aus. Dabei öffnete sich ihr Umhang und für die Dauer eines Atemzuges sah die Frau das Baby und verschmolz mit den Schatten.
Buchtrailer