Goldingers Buch
Isolde Peter


ISBN 978-3-8260-4835-7

Als Johanna dem Psychoanalytiker Goldinger das erste Mal begegnet, fühlt sie sich sofort verstanden. Er weiß, dass die Heimat ihrer Mutter früher Warthegau hieß, und scheint mehr Zusammenhänge zu erkennen als sie selbst. Vielleicht weiß er also auch, was in ihrem Leben schief läuft. Johanna möchte nicht so werden wie ihre gefühlskalte Mutter und der alkoholkranke Vater. Aber kann man dem Erbe der eigenen Eltern überhaupt entrinnen? Mit Goldingers Hilfe versucht sie, die Vergangenheit der Mutter zu rekonstruieren und die Puzzleteile der Familiengeschichte zusammenzufügen. Das Bild des geerbten Buches, das von den Eltern an das Kind weitergereicht wird, gefällt ihm sehr. Johanna dagegen möchte kein Buch von ihrer Familie erben. Was für ein Buch soll das auch sein! Als ihr Vater stirbt, ist sie untröstlich, weil sie entsetzt begreift, dass auch sie selbst und die Menschen, die sie liebt, eines Tages sterben werden. Goldinger fi ndet ihre Trauer zwar verständlich, ihre Angst jedoch neurotisch. „Selbstverständlich kann alles passieren, wovor Neurotiker sich fürchten. Morgen schon kann ich umfallen und tot sein und Sie auch! Sie müssen damit leben, dass Ihnen ein Ziegelstein auf den Kopf fallen kann, wenn Sie die Praxis verlassen“, stellt er unbarmherzig fest. „Sie haben sich ja auch noch nie vorgestellt, das Haus könne über uns einstürzen.“ Johanna ahnt jedoch, dass diese Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht ganz aufgehen wird. Goldinger ist vor Alter, Krankheit und Tod genauso wenig geschützt wie sie selbst und so fürchtet sie sich weniger vor einem Einsturz des Hauses, sondern davor, eines Tages dem Sarg des Analytikers im Treppenhaus begegnen zu müssen.
Isolde Peter

© Mila Lausch

Isolde Peter

Isolde Peter wurde 1968 in Bayern geboren und ist in der Nähe von Regensburg aufgewachsen. Sie ist Diplom-Psychologin und studierte biografisches und kreatives Schreiben (Master). 2012 veröffentlichte sie den Roman „Goldingers Buch“. Inzwischen schreibt sie Krimis.

2020 erschien der erste Band ihrer bayerischen Krimireihe mit der Münchner Ermittlerin Daisy Dollinger: „Der halbe Russ“. Im Dezember 2021 folgt der zweite Band mit dem Titel „Der depperte Hund“.

Isolde Peter lebt mit Mann und Tochter in Berlin. Wenn sie in die Welt der Daisy Dollinger eintaucht, spielt sie zur Inspiration unermüdlich bayerische Weisen auf dem Akkordeon und trägt (manchmal) ein Dirndl. Sie hätte gerne einen Rauhaardackel aus dem Bayerischen Wald.