Den ersten gelungenen Versuch in der Neuzeit, einen Kriminalfall sachlich zu beschreiben, unternahm Friedrich Schiller (1759-1805) mit seiner Erzählung Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786). Nach einer wahren Begebenheit berichtet Schiller, wie ein Mensch zum Verbrecher wird. Ausschlaggebend waren für Schiller auch die Werke des französischen Anwalts Francois Gayot de Pitaval (1673-1743), der zwischen 1734 und 1743 unter dem Titel Causes célèbres et intéressantes eine Sammlung von insgesamt 22 Büchern veröffentlichte, in denen er interessante, aber auch aufsehenserregende Rechtsfälle für die breite Masse verständlich darstellte. Dabei kam es ihm nicht nur auf die Hintergründe der Tat an, sondern vor allem auf die Psychologie der Täter.
Erste Kriminalromane
Als erster Autor von Detektivromanen wird Edgar Allan Poe angesehen (The Murders in the Rue Morgue, deutsche Ausgabe: Der Doppelmord in der Rue Morgue, 1841), obwohl dieser auf Vorläufer (beispielsweise E. T. A. Hoffmann) zurückgreifen konnte. Er schuf mit Auguste Dupin "den Stammvater aller private eyes (und) seinen ebenso unzertrennlichen wie namenlosen Begleiter".[1] Kriminalliterarische Züge finden sich jedoch schon in der antiken Literatur, so beispielsweise in König Ödipus von Sophokles. Als Begründer der deutschsprachigen Kriminalerzählung ist August Gottlieb Meißner zu sehen. Als erster bedeutender deutschsprachiger Detektivromanautor jüngerer Zeit gilt Friedrich Glauser und als einer der wichtigsten Begründer des Thrillers der Schotte John Buchan, 1. Baron Tweedsmuir. Bedeutende (Spionage-)Thriller schrieb auch Eric Ambler.
Detektivgeschichten und Genreentwicklung bis heute
Die Bezeichnung "Detektiv" kommt aus dem Lateinischen (detegere "aufdecken"). Die klassische Detektivgeschichte geht von einem zu Beginn der Geschichte berichteten Verbrechen aus, oft ein Kapitalverbrechen, etwa ein Mord, das der handelnde Detektiv im Verlauf der Handlung aufklärt. Die eigentliche Verbrechensgeschichte (also wie es zu dem Verbrechen kam) ist mit Beginn der Handlung in der Regel abgeschlossen, während die Ermittlungsgeschichte im Detail geschildert wird. Der Detektiv dringt bei der Aufklärung des Verbrechens meist tief in die persönliche Vergangenheit der Verdächtigen und Opfer ein und untersucht zudem ihre privaten Verflechtungen untereinander. Viele Detektivgeschichten lassen den Leser im Unklaren darüber, wer das Verbrechen ausgeübt hat. Der Reiz für den Leser oder Betrachter liegt unter anderem darin, dass er im Wettstreit mit dem Helden mitfiebern, mitraten kann. Diesen speziellen Typus bezeichnet man auch als Whodunit, eine Verballhornung der Frage: "Who’s done it?" (deutsch: "Wer hat es getan?").
Häufig wird der Detektiv bei seinen Ermittlungen von einer sogenannten "Watsonfigur" begleitet, die als Vermittler zwischen dem "genialen" Ermittler und dem Leser auftritt. Durch Dialoge mit diesem und anderen Begleitern kann der Detektiv beziehungsweise Erzähler seine Schlussfolgerungen und Gedankengänge darlegen, Spuren aufzeigen und Indizien einbringen, aber auch bei Bedarf für weitere Verwirrung sorgen. Der Bypart kann auf verschiedenste Arten besetzt werden, er reicht vom bekannten Freund bei der Polizei, der hinreißenden Sekretärin und dem Spitzel an der Ecke über Liebhaber, Kollegen und Freunde bis hin zum intelligenten Computer in neueren Krimis.
Neben dem klassischen Whodunit entstanden beim Krimi nach und nach weitere Erzähl- und Handlungsschemata, Umfelder und Subgenres. Zu nennen wären hier etwa die Spionage- und Agententhriller (007, Nikita), der Polizeiroman (police procedurals) mitsamt dem oft gebrauchten Kommissariatsthema (Maigret, Sjöwall/Wahlöö) sowie die Schwarze Serie mitsamt dem ausgebauten Typ des Hardboiled Detectives. Auch das umgedrehte Vorzeichen, das wie auch immer angelegte Gaunerstück als Gegensatz zur Ermittlung, darf als Thema nicht vergessen werden. Zu nennen wären exemplarisch etwa Arsène Lupin, Die Gentlemen bitten zur Kasse als Verfilmung des großen englischen Postraubs, Leon als Geschichte eines Killers sowie im Hörfunk die Reihe Dickie Dick Dickens.
Seltener, zugleich nicht weniger spannend sind Fälle, die sich außerhalb der (mittlerweile) gewohnten Bereiche bewegen, etwa im Mittelalter (Der Name der Rose von Umberto Eco, Bruder Cadfael von Ellis Peters), im alten China (Richter Di von Robert van Gulik) oder in der Zukunft (Der letzte Detektiv als Hörspiel, Stahlhöhlen von Isaac Asimov, Minority Report in Film und Buch). Jüngste Genreerweiterungen des Krimis sind vor allem im Ermittlungsbereich der Pathologie (Samantha Ryan) angesiedelt, während im Film seit den 70er/80er-Jahren, als Typfilm könnte hier Dirty Harry mit Clint Eastwood genannt werden, vermehrt das Actiongenre besetzt war. Die Spannweite reicht vom Jugendbereich (Die drei Fragezeichen, Die Schwarze Hand , Nick Knatterton) bis hin zum Erwachsenenbereich des Rotlichtviertels und Erotikmangas. Lagen die Ursprünge im Roman und Groschenheft, sind Krimis mittlerweile in allen Medien zu finden, vom Fernsehen über den Film bis hin zum Manga und Comic (beispielsweise BlackSad als "Remake" der Schwarzen Serie, Dick Tracy). Sie sind als etabliertes Genre medienübergreifend zu werten. Als Beispiel sei hier etwa die Reihe Nestor Burma von Léo Malet zu nennen, für Fernsehen und Hörfunk bearbeitet, von Jacques Tardi gekonnt im Bande Dessinée, im Comic umgesetzt.
Der Text ist Wikipedia entnommen.
Dieser Artikel hat an Aktualität seit 2007 nichts verloren und findet sich bei uns in der Rubrik "Wikipedia": https://www.das-syndikat.com/krimipedia/krimipedia/17-geschichte.html