REAL CASES - spannend, kurios, lustig und manchmal unglaublich, aber wahr!
Der (fiktive?) Polizist Andreas Müller erinnert sich in unserer „real-cases-Serie“ an seine polizeiliche Dienstzeit. Er blickt zurück auf „Streifengänge“ als Schutzpolizist und spektakuläre Ermittlungen bei der Kripo, aber auch auf „private“ Ereignisse im Beruf, die ihm sehr viel Spaß bereitet haben. Da Müller als NÖEB (nicht öffentlich ermittelnder Beamter) später bei verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu eingesetzt war, möchte er seine wahre Identität verbergen. Er bietet uns jedoch einen „unverblümten“ Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags in jener Zeit „als die Polizei noch Käfer fuhr“. Müller (Gitarrist der ehemaligen Syndikatsband deren Name ja auch „Streng geheim“ war) möchte aus Angst vor Repressalien und drohenden Dienstordnungsverfahren (Verstoß gegen die „Ormetà“ und „Beschmutzung des Berufsstandes“) weiterhin „unter dem Asphalt leben“. Müller denkt an kuriose Begegnungen, außergewöhnliche Ermittlungsmethoden und effektive Überwachungsstrategien und an Menschen, die der Polizei nicht immer freundlich begegnet sind. Er ist „der festen Überzeugung“ (so reden Politiker auch immer) er sei stets „Freund und Helfer“ für Menschen in Notsituationen gewesen.
Ein Käfig voller Narren und im „Bullenkloster“ tobt der Saal
In der Wochenendausgabe der RZ hatte unser Protagonist Andreas Müller zahlreiche Berichte über „Kappensitzungen“ in der Region gelesen. Mit jedem Artikel tauchen mehr Erinnerungen an „seine närrische Zeit“ auf, besonders an Schwerdonnerstagssitzungen des CCPP (Carnevals-Club-Polizei-Präsidium) in der Kantine des Polizeipräsidiums. Bereits Wochen vorher planten karnevalsbegeisterte „Mitarbeitende“ dieses jährliche Ereignis und opferten viele Arbeitsstunden (nicht nur zu dienstlich „ungünstigen Zeiten“). Böse Zungen behaupteten „arbeitsmäßig zurückhaltende“ Beamte würden bis dato nicht gekannte Aktivitäten entwickeln und sich besonders stark engagieren. Ein beliebtes Wortspiel zu jener Zeit war jedoch „Böse Münder behaupten…“, denn der Leiter der Schutzpolizei hieß Boese und der Familienname seines Stellvertreters war Münder.
Viele Butze stiegen in die „Bütt“ und berichteten in humorvollen Reden und Musikbeiträgen über lustige Ereignisse des vergangenen Jahres. Aber was wären närrische Tage ohne Frauen? Bei der Schutzpolizei waren zwar noch keine Polizeivollzugsbeamtinnen aber viele weibliche Polizeiverwaltungsangestellte (wäre „Angestelltinnen“ die korrektere Bezeichnung?) die Schautänze einstudierten und fantasievolle Kostüme für ihren Auftritt nähten (manchmal auch während der Dienstzeit in der „Kleiderkammer“. Nachdem die Kolleginnen wiederholt den Wunsch geäußert hatten, sie würden sich über ein Männerballett bei der Schwerdonnerstagssitzung freuen wagten wir auch den Sprung auf die närrische Bühne, nachdem die Damen uns „gewagte“ Kostüme geschneidert hatten. Müller kann sich noch an die weiblichen Zurufe „Ausziehen! Ausziehen!“ erinnern. Dieses Verhalten würde heute einen „Aufschrei“ auslösen, denn Frauen und Männer sind doch „gleich“, oder?
Prinz und Gefolge wurden in der närrischen Jahreszeit w von zwei Kradfahrern der Polizei begleitet (auf dem Foto bei der Erstürmung des III. Korps). Auch der Besuch der Schwerdonnerstagsitzung im Präsidium gehörte zum „Pflichtprogramm“ für Karnevalsprinzen, die keinen Respekt vor der Staatsmacht kannten, Polizeipräsident Helmut Wintrich fesselten und die Hausherrschaft übernahmen.
Nach dem Ende der Sitzung „versackte ein harter Kern“ in der Sektbar im Nebenraum der Kantine bis in die frühen Morgenstunden und Freitag war ein „gemeinsames Reinemachen“ angesagt.
Mit dem Dienstantritt des neuen Präsidenten endete zunächst die Großzügigkeit des alten „Hausherrn“ aber Narren können hartnäckig sein. Nach einer kurzen „Durststrecke“ gründeten jüngere Kolleginnen und Kollegen den „gemeinnützigen“ FCCP (Fastnacht-Club-Polizei-Präsidium), sodass das Zelebrieren des rheinischen Brauchtums zur Freude der Belegschaft wieder stattfinden konnte.
FCCP, Präsident und Butze, ein dreifach donnerndes Kowelenz olau! Kowelenz olau! Kowelenz olau!
Karneval 1975, Foto: Jansen
Jörg Schmitt-Kilian (ehem. Drogenfahnder und KHK a.D.) hat zahlreiche Bücher (u.a. einen SPIEGEL-Bestseller, mit Uwe Ochsenknecht verfilmt) und Themenhefte zur Früherkennung und Bewältigung von Krisensituationen (Drogen, Gewalt, school-shootings) mit einer Gesamtauflage von mehr als einer halben Million Exemplare geschrieben. Im September ist ENTFÜHRT der vierte Krimi seiner Serie „Neben der Spur“ erschienen.