REAL CASES - spannend, kurios, lustig und manchmal unglaublich, aber wahr!
geschildert von Jörg Schmitt-Kilian (KHK a.D. und Krimi-Autor)
Der (fiktive?) Polizist Andreas Müller erinnert sich an seine Dienstzeit, blickt zurück auf „Streifengänge“ als junger Schutzpolizist und schwierige Ermittlungen bei der Kriminalpolizei. Da Müller auch als „NÖEB“ (nicht öffentlich ermittelnder Beamter) im Drogenmilieu eingesetzt war, möchte er seine wahre Identität nicht preisgeben.
Würden Michi Kobr und Volker Klüpfel ihrem Kommissar KLUFTINGER und Rita Falck dem Dorfpolizisten EBERHOFER die unserer Serie geschilderten Situationen „auf den Leib schneidern“, würde der Leserkreis den Autoren eine „blühende Fantasie unterstellen, denn niemand würde glauben, dass solche Dinge tatsächlich geschehen. Aber die Realität des polizeilichen Alltags ist manchmal verrückter als die Autoren-Fantasie. Es gibt nichts, was es nicht gibt, und unser SYNDIKATS-Mitglied liefert die Beweise!
Wir zeigen Heroindealer (nicht) an!
Der ehemalige Drogenfahnder und unser SYNDIKATS-Mitglied Jörg Schmitt-Kilian erinnert sich in den nächsten „real case“ an verdeckte Einsätze, als er bekleidet mit Latzhose, Schimanski-Jacke, Cowboystiefeln, mit schulterlangen Haaren, Rauschebart und Ohrringen zur Bekämpfung des organisierten Drogenhandels bei den Open-Air-Konzerten auf der Loreley und auf dem Nürburgring eingesetzt war. Heute blickt er besorgt auf die steigende Zahl der Drogentoten (insbesondere nach Heroinkonsum). Laut PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes) sind 2023 insgesamt 2227 illegale Drogenkonsumenten gestorben: ein eklatanter Anstieg seit 2012 mit „nur“ 944 Drogentoten. Schmitt-Kilian erinnert sich bei dieser Pressemeldung an jene Zeit, als vier (ausländische!) Tätergruppen in Koblenz das billigste Heroin zwischen Frankfurt und Köln verkauften, um sich den Drogenmarkt in der schönsten Stadt zwischen zwei Flüssen zu sichern und „deutsche“ Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen. Das Rauschgiftkommissariat hatte in Absprache mit dem Migrationsbeirat die Plakataktion „Z“ gestartet. „Z“ steht für Zeuge und die öffentliche Aufforderung Dealer anzuzeigen. Mit Unterstützung seines Freundes Tom Moog von der Werbe-Agentur Moog, Moog und Morgenstern wurde nach Schmitt-Kilian Entwurf ein Plakat entworfen.
Bereits einen Tag nach dem Plakatieren forderte die Vorsitzende einer erst kürzlich im Mainzer Landtag eingezogenen Partei beim Innenministerium den Namen des verantwortlichen Beamten und regte einen Untersuchungsausschuss wegen Fremdenfeindlichkeit in der rheinland-pfälzischen Polizei an. Unser Syndikatsmitglied sollte also zur Rechenschaft für eine Maßnahme gezogen werden, die er mit dem Migrationsbeirat abgesprochen hatte. Von Fremdenfeindlichkeit keine Spur, zumal besonders Kinder der genannten Nationalitäten von den „Mördern auf Raten“ mit dem Stoff verssorgt wurden. Dier Polizeipräsident reagierte mit den Worten „ich lasse meine Beamten nicht zum politischen Spielball werden“ fuhr selbst zum Ministerium. Hätte sich die übereifrige und „ideologisch stark eingefärbte“ Politikerin vorher über den Grund und die Absprachen mit dem Migrationsrat erkundigt wäre sie vermutlich nicht so „aggressiv“ an die Öffentlichkeit herangetreten. Aber Man(n) kann sich nicht mehr täuschen als in Frauen. Offensichtlich weiterhin „angestachelt“ durch die Politikerin fühlte sich eine linke Gruppierung als Protest gegen unmenschliche Drogenpolitik und rassistische Polizeikontrollen dazu „berufen“ die polizeilichen Plakate abzureißen und durch eigene N-Plakate (Nein, wir zeigen unsere Dealer nicht an, ist doch klar, dass wir keinen bei den Bullen verpfeifen!) zu ersetzen. Justizminister Mertin (nach Jahrzehnten heute wieder im Amt) lud Oberstaatsanwalt Klaus Sulzbacher, Schmitt-Kilian und eine Vertreterin der Beschwerdepartei zu einer Podiumsdiskussion in das „Café Rheinanlagen“ (leider heute ein lost place) ein, um mögliche präventive und repressive Maßnahmen zur Bekämpfung des Drogenhandels in Koblenz zu beleuchten. Mit Blick auf den status quo der Drogenpolitik mag sich jeder Syndie seine eigene Meinung bilden.
©Plakat: Werbeagentur Moog, Moog & Morgenstern
Jörg Schmitt-Kilian (ehem. Drogenfahnder und KHK a.D.) hat zahlreiche Bücher (u.a. einen SPIEGEL-Bestseller, mit Uwe Ochsenknecht verfilmt) und Themenhefte zur Früherkennung und Bewältigung von Krisensituationen (Drogen, Gewalt, school-shootings) mit einer Gesamtauflage von mehr als einer halben Million Exemplare geschrieben. Im September ist ENTFÜHRT der vierte Krimi seiner Serie „Neben der Spur“ erschienen.