
Der GLAUSER-Preis 2025 in der Kategorie "Kurzkrimi" geht an Isabella Archan. Die Auszeichnung wurde am Samstag, den 12. April 2025, in einer großen Gala im Rahmen der CRIMINALE in Schwetzingen verliehen. Der Preis ist mit 1.000 Euro in bar in nicht fortlaufend nummerierten Scheinen dotiert.
PREISTRÄGERIN DES GLAUSER 2025 in der Kategorie "Kurzkrimi":
Isabella Archan: Fröndenberger Fäden. In: Verbrechen nebenan. Mord am Hellweg XI. (Grafit)
Isabella Archan (Foto © C. Assaf)
Fröndenberger Fäden.
In: Verbrechen nebenan. Mord am Hellweg XI. (Grafit)
„Sie versuchte, die Gedanken einzufädeln. Doch jeder Faden, den sie sich imaginierte, rutschte am Nadelöhr der Gegenwart vorbei.“ Mit diesen Worten beginnt eine Geschichte, die von einer alten Frau, einem Taxifahrer und einer Stadt erzählt.
Einer Frau, die einen Plan hat, sorgfältig notiert auf einem Zettel. Einem Taxifahrer, der ein dunkles Geheimnis hat, oder vielleicht auch nicht, und einer Stadt mit Orten der Erinnerung. Getrieben von dem Wunsch, nicht zu vergessen, irrt die alte Frau durch diese Stadt. Es ist ein Abschied in Raten. Ein Abschied von der Stadt, den Erinnerungen und den Menschen, die sie liebt. Ein Abschied von sich selbst. Doch da ist noch die eine Aufgabe, die sie zu erfüllen hat, bevor das Vergessen zuschlägt: Auge um Auge. Zahn um Zahn. Leben um Leben.
Isabella Archan erzählt eine klassische Rachegeschichte, doch mit ihrer Erzählsprache, die ganz auf die Erlebniswelt der Protagonistin fokussiert, und mit Bildern, die so beiläufig wie Margeritenstiche entstehen, zieht sie den Leser in die fragmentierte Wirklichkeit der alten Frau. Gemeinsam mit ihr klammern wir uns an Orte, um uns nicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und Vergessen zu verlieren. Alles hat sie geplant, doch die Zeit ribbelt ihr Gehirn auf, und weder wir als Leser noch die alte Dame können sicher sein, dass sie sich lang genug erinnert, um Rache zu nehmen.
Isabella Archan nimmt uns als Lesende mit in diese Gedankenwelt. Wir begleiten die alte Dame auf diesem Trip durch die sommerliche Stadt: spüren die Hitze, die Schwere der Luft. Und auch nachdem die letzten Zeilen gelesen sind, fällt es uns schwer, loszulassen. Zu sehr hat man sich im Gewirr der Fröndenberger Fäden verheddert. Eine Geschichte, die sich ganz leise ins Bewusstsein webt. Eine großartige Geschichte.
Außerdem nominiert waren:
Elsa Dix: Eiswellen. In: Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit. (HarperCollins)
Rita Janaczek: : 7 Minuten vor Mitternacht. (Machandel)
Christiane Nitsche-Costa alias C. N. Costa: Endlich vegan. In: Strandkorb, Mord & Sonnenbrand: Krimis von der Küste. (Kellner)
Su Turhan: Rot wie Blut. In: Myrrhe, Mord und Marzipan. (Droemer-Knaur)
Die PreisträgerInnen der Vorjahre finden Sie hier.